Die Italianisierung von deutschen Wörtern
Mehr als einmal wurde ich von Italienern in Deutschland bereits gefragt, warum wir „tutti frutti“ oder „pico bello“ sagen.
Da ich beim nächsten Mal nicht wieder in Erklärungsnöte kommen möchte, habe ich Antworten auf diese Fragen nun einmal recherchiert und teile sie gern mit euch.
Viele solcher Italianisierungen gibt es nicht, die englische Sprache hat deutlich mehr Einflüsse in unserem Alltag hinterlassen. Worte wie „Prima“ sind schon so normal, dass die italienische Herkunft gar nicht mehr hinterfragt wird. Meine kleine Liste ist sicher nicht vollständig, aber sehen wir es als Anfang. Alle Wortspielereien werden eher in der Umgangssprache genutzt.
• „Ich habe fertig“: Ein legendär gewordener Satz, der ursprünglich aus dem Mund von Giovanni Trapattoni (damals als Trainer des FC Bayern München) bei einer Pressekonferenz am 10. März 1998 als Abschluss seiner 3-Minütigen Wutrede diente.
• “Tutti frutti”: Wird umgangssprachlich genutzt um eine Vielzahl von Dingen, die sich doch unterscheiden, zu beschreiben. Es ist ein allerlei von Dingen. Manchmal, findet man „tutti frutti“ auch als Multifrucht- Geschmacksrichtung in der Eistheke. Tatsächlich war es im 19. Jh eine Bezeichnung für ein Sorbet-artiges Süßspeiseeis in Sizilien (im Wörterbuch von Vincenzo Mortillaro 1838 gefunden, so Wikipedia).
In Deutschland gibt es eine Fernsehsendung, die den Titel trug. Dabei handelt es sich um ein TV Strip Show, die als erste deutsche Erotik Spielshow in die Geschichte einging. Interessanterweise war das Produktionsland der Sendung zu Beginn Italien.
• „Pico bello“: Wird umgangssprachlich für einwandfrei oder vorzüglich genutzt. Es gibt keine Steigerung des Wortes. Hierbei handelt es sich um eine scherzhafte italianisierung, da der erste Wortteil aus dem altertümlichen piekfein entlehnt ist und nur der zweite Teil italenisch.
•“Freddocino/ Frappucino“: In der Welt der Kaffee-Mixgetränke gibt es so einige interessante Wortneuschöpfungen. Gängig ist der Frappucino geworden, der aus den Wörtern frappieren (ger/frz), was soviel wie überraschen, treffen oder schlagen bedeutet und cappucino, der in diesem Zusammenhang das cremige und kaffehaltige Element einbringt. Starbucks hat sich übrigens Markenrecht an dem Wort eintragen lassen, was erklärt, dass mitunter auch Freddocinos im Angebot anderer Kaffehäuser auftauchen.
• „Alles paletti/ tutti paletti“: steht für alles einwandfrei. Für die Herkunft konnte ich keine Erklärung finden, es handelt sich um inzwischen eher veraltete Jugendsprache. In den 90er Jahren sagte man dann eher „astrein“ und heute bestimmt noch witzigere Dinge
• Etwas „in petto“ haben: steht für etwas vorhaben, etwas auf Vorrat haben, in der Lage sein, etwas anzubieten, eine Sache zurückhalten , um sie dann überraschend zu präsentieren. Im Italienischen bedeutet „avere in petto“, etwas im Herzen oder im Sinn zu haben. Es wird also im Deutschen abgewandelt genutzt und anders verstanden.
Weitere Wörter in unserer Alltagssprache wie zum Beispiel Prima ballerina, Prima, Piccolo sind tatsächlich in der gleichen Bedeutung in der italienischen Sprache zu finden. Habt ihr weitere solcher Begriffe, dann schreibt uns gern einen Kommentar.
Wissenschaftliche Arbeiten zum Thema: „Gli italianismi nella lingua tedesca e la loro strumentalizzazione nella pubblicità von Forini, Laura (2016)“ oder „Italianismi nella lingua tedesca von Giovanni Rovere“
Autor: Jenny