Eine Kurzfilmmatinee des Italienvereins
(Bericht von Annette Neidull)
Am 24.11.2019 zeigte der Italienverein Dortmund e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kurzfilmfestival Sedicicorto sieben italienische Kurzfilme. Wie Irene Gallerani und Andrea Wisotzki vom Vorstand des Italienvereins Dortmund e.V., in ihrer Ansprache an die Zuschauer bemerkten, handelte es sich um Filme, die sich mit der aktuellen Lebenswelt in Italien auseinandersetzen. Diese ist – wie auch in der Einladung zur Filmmatinee angekündigt – nicht unbedingt durch „La dolce vita“ geprägt. Dennoch war es eine kurzweilige und bisweilen witzige Auswahl, die einige Mitglieder des Vereins getroffen hatten.
So ging es in „Sugar Love“ von Laura Lucchetti um den Traum von der großen Liebe und wie wenig davon häufig in der Realität übrig bleibt. Die harte Lebenswirklichkeit für Flüchtlinge, die in Italien schon aufgrund seiner geopolitischen Lage noch weniger ignoriert werden kann als weiter im Norden von Europa, wurde in den Filmen „Bismilla“ von Alessandro Grande und „Magic Alps“ von Andrea Brusa und Marco Scotuzzi in den Blick genommen. Letzterer nimmt eine tragikkomische Perspektive auf die erste nach Italien geflüchteten Ziege ein. In dem Film „Cosi in Terra“ von Pier Lorenzo geht es um den Umgang mit Naturkatastrophen und Tod – Thema des Films ist die Verzweiflung der Großmutter eines durch ein Erdbeben zu Tode gekommenen Mädchens, die auch ein katholischer Geistlicher nicht lindern kann. Von Ironie und Humor sind die beiden Filme „Parru ti pia“ von Giuseppe Carleo und „Il vestito della sposa“ geprägt: In diesem soll die Tochter und Enkelin durch Aberglaube und Hexerei verkuppelt werden, in jenem erfüllt das Hochzeitskleid vor allem die Träume der vermeintlichen Brautmutter. Beide Filme brachten die im Roxy anwesenden Zuschauer zum – teils lauten – Lachen.
Höhepunkt des unterhaltsamen Vormittags war der gesondert anmoderierte Film „Il Mondiale in Piazza“ von Vito Palmieri, für den der Italienverein Dortmund e.V. im Rahmen eines Workshops unter Leitung von Dr. Paola Barbon deutsche Untertitel erstellt hatte (, während die weiteren Filme englisch untertitelt waren). Die Untertitel, die zukünftig weiter in Deutschland verwendet werden, waren – wie man aufgrund der Reaktion der Zuschauer bemerken konnte – treffend plaziert. Mit Dr. Paola Barbon formuliert „Sie haben gesessen.“ Der Film erzählt von einer in Süditalien selborganisierten Fussball WM, die den Frust über die Nichtteilnahme der Squadra Azzurra an der echten WM vertreiben sollte und bei der sich schließlich die Frage stellt, was den wirklichen Italiener – den „italiano vero“ – ausmacht.
Eine gelungene Veranstaltung, die Emotionen auslöste. Sie war – als Teil der VDIG Sprachoffensive oli – für die Zuschauer kostenlos und wurde gefördert von der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.
Gewidmet wurde die Kurzfilmmatinee dem stadtbekannten Dortmunder Italienkenner und Mitglied des Italienvereins, Theo Stoltenberg, der kurz vor der Matinee verstorben wa r. Theo Stoltenberg – Co-Autor des Italienischlehrbuchs „In Piazza“ – hatte noch bei der Erstellung der Untertitel mitgewirkt.