Rezension Bella Germania

Bella Germania

Im Jahr 2017 hat der Italienverein eine Lesung mit Daniel Speck organisiert. Inzwischen wurde sein Buch „Bella Germania“ mit dem ZDF verfilmt. In unserer Bibliothek und Videothek haben wir sowohl das Buch als auch die DVD zum Dreiteiler. Mindestens zwei Mitglieder haben bereits beides gesehen und gelesen und für euch eine Rezension geschrieben:

Rezension von Eugen:

Zunächst habe ich den Film im ZDF sowie die Dokumentation vom März 2019 gesehen. Das Buch von Daniel Speck habe ich anschließend gelesen. Für ihn als Drehbuchautor war es der erste Roman.

Die Rahmenhandlung ist eine deutsch-italienische Familiengeschichte über drei Generationen. Sie wird spannend erzählt und gibt uns einen Einblick in die Zeit von den fünfziger Jahren bis in die Gegenwart. Es lassen sich viele Erkenntnisse ableiten. Ob es Fontanes Zitat „ Erst die Fremde lehrt uns, was wir in der Heimat besitzen“ oder auch die Aussage, dass es in Beziehungsdingen keine objektive Wahrheit gibt, sondern immer zwei Seiten hat, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlungen.

Vorurteile gegenüber den Menschen aus dem jeweiligen anderen Land kommen ebenso zur Sprache wie auch der Bezug zu aktuellen politischen, kulturellen und sportlichen Ereignissen der jeweiligen Zeit.

Lebe Deinen Traum im Beruf und auch in der Beziehung. Mach Dich frei von Vorurteilen, Traditionen und habe den Mut zur Wahrheit.

„Man kann nur stolz sein auf das, was man selbst erreicht hat!“ sagt Vincenco.

Der Autor kann stolz sein auf dieses Stück Zeitgeschichte. Deutschland ist längst seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland, auch wenn es manche nicht wahr haben wollen. Was es aber dazu braucht, ist ein Einwanderungsgesetz, das klare Regeln vorgibt für alle, die hier leben wollen.

Auch wenn es Unterschiede zwischen dem Buch und dem Film bleibt der rote Faden der Geschichte erhalten. Mir hat es Spaß gemacht, beides zu erleben. Es hat mir geholfen, dieses Kapitel der Geschichte besser zu verstehen.

Rezension von Gaby:

Daniel Speck hat mit diesem Roman ein Stück Zeitgeschichte in gelungene Worte gefasst und einen durchaus lesenswerten Roman daraus gemacht. Die filmische Umsetzung der Handlung ist wie so oft leider verkürzt, spiegelt jedoch- ebenso wie die Dokumentation zum Film- den Geist der Zeit sehr genau wider.

Eine junge Deutsche wird unerwartet mit ihren italienischen Wurzeln und ihr bis dahin völlig unbekannten Familienverhältnissen konfrontiert, die sie nach und nach aufdeckt. Viele Geheimnisse, Lügen und Missverständnisse können schlussendlich aufgeklärt werden.

Die in eine deutsch-italienische, tragisch endende Liebesgeschichte eingebettete Erzählung gibt dem Leser eine sehr gute Grundlage, die Entwicklung der deutsch-italienischen Beziehungen in der Zeit der fünfziger Jahre, dem Zeitpunkt als Deutschland dringend benötigte Arbeitskräfte aus Italien ins Land holte, bis in die Gegenwart nachzuvollziehen. Konservative italienische Vorstellungen von Familie und Heimat stehen den freiheitlichen, etwas moderneren Auffassungen in Deutschland genauso gegenüber wie die lebensbejahende und lockere italienische Mentalität und die deutsche, leicht arrogante zielstrebige Lebensart. Immer wieder werden Vergleich inclusive entsprechender Klischees bemüht.

Sowohl für den Leser als auch den Zuschauer ist die Kapitelaufteilung in verschiedenen Zeitebenen gewöhnungsbedürftig und erschwert etwas, schnell die Handlungen in einen Zusammenhang zu bringen. Doch es gelingt dennoch, den roten Faden der Geschichte zu verfolgen.

Leicht kann man Parallelen in die heutige Zeit ziehen, die für Deutschland wiederum eine Einwanderungswelle mit sich brachte, wenngleich die Basis völlig anders ist. Wie gehen wir mit diesen Mensen um, wie sie mit uns? Wie können wir uns aneinander annähern? Deutschalnd als Einwanderungsland- die Deutschen als Gastgeber- wie kann man das regeln? Was kann die Politik tun, um endlich ein Einwanderungsgesetz zu schaffen. Was kann jeder Einzelne tun? Fragen, die der Roman gleichfalls zwischen den Zeilen anreißt.

Lesung mit Elisa Ochipinti

Buchvorstellung: E lucevan le stelle

Die Lesung wird von Kursteilnehmern des Kuses „Letture: libri e attualità“ und Elisa Occhipinti organisiert.
24. Februar 2019 um 17 Uhr im Italienverein

Nach der Buchvorstellung schließt sich ab ca 18 Uhr ein gemeinsames Essen in der Depothek an.
Die Lesung findet auf italienisch statt.

Um kurze Anmeldung an info@italienverein.de wird gebeten.

Die deutsche Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und die Traditionen einer kleinen Insel in Süditalien greifen ineinander mit den persönlichen Ereignissen von einer scheinbar normalen Frau. Im Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart, erzählt Ulrike ihr Leben und das Leben von vier Generationen ihrer Familie. Sie setzt sich mit dem Schmerz auseinander, reflektiert über den Sinn des Lebens, die Liebe und die Kunst. Elisa Occhipinti, geboren 1988 in Turin, lebt in Deutschland seit 2013. Sie arbeitet als Dozentin,  Übersetzerin, Bloggerin von Marginalia und Chefredakteurin der Webseite Il Club del Libro. E lucevan le stelle ist ihr erster Roman, der im Oktober 2018 in Italien veröffentlicht wurde
La storia tedesca del Novecento e le tradizioni di una piccola isola del Sud Italia si intrecciano con le vicende personali di una donna apparentemente come tante. Nell’alternarsi di passato e presente, Ulrike racconta la sua vita e quella di quattro generazioni della sua famiglia, si confronta con il dolore, riflette sul senso della vita, dell’amore, dell’arte. Elisa Occhipinti è nata a Torino nel 1988 e vive in Germania dal 2013. Insegnante e traduttrice, cura il blog letterario Marginalia ed è caporedattrice del sito Il Club del Libro. E lucevan le stelle è il suo primo romanzo, uscito in Italia a ottobre 2018 per Miraggi Edizioni.